Die lange Frühstückstafel liegt verlassen unter den schattigen Bäumen. Auf dem Tisch benutztes Geschirr und ausgeschüttet ein Korb Birnen. An einem mächtigen Stamm lehnen Schaufeln. Eine Szene wie aus einem Heimatfilm.
Die Brötchen und das Obst hat der Förderverein Haus Hohenbusch besorgt. Der hatte nämlich die Macher des Projekts „Wir helfen“ der Volksbank Mönchengladbach eG für diesen Samstag um Hilfe gebeten.
Alleine sei die Arbeit kaum zu schaffen, hieß es bei der Bewerbung um die ehrenamtliche Unterstützung durch die Volksbanker. Dementsprechend hatte sich das halbe Dutzend Helfer der Genossenschaftsbank auf dem weitläufigen Gelände verteilt. Uschi Justen kommt gerade mit einer hochbeladenen Schubkarre vorbei und schüttet aufgesammeltes Laub und Reisig auf einen Haufen: „Die einen haben die Wege gekehrt, andere am Tor zum Reitgelände ein Rohr verlegt, damit die Bewässerung des Klosterheilkräutergartens künftig problemlos klappt.“
Ihr Kollege, Andreas Ewerhardy, Betriebsratsvorsitzender der Volksbank Mönchengladbach eG, ergänzt: „Die Backsteinwand hier am Insektenhotel war zugewuchert, zum Teil haben wir neu bepflanzt und wir haben die Mäusegänge beseitigt, die haben hier nämlich ordentlich gearbeitet.“ Er unterbricht sich, denn er hat seine Kollegin bemerkt: „Was suchst du?“ „Die blaue Schere“, ruft Uschi Justen. „Die habe ich im Laub gefunden“, meint Ewerhardy und grinst: „Die habe ich gerade noch gerettet.“
Christa Peerlings vom Förderverein ist ganz begeistert vom Einsatzwillen der Banker: „Ich finde das großartig, dass die das mitmachen. Und es ist schön, neue Leute kennenzulernen.“ Die ältere Dame hält einen Augenblick beim Rechen inne: „Wenn wir hier fertig sind, mache ich zuhause weiter.“
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Volksbank haben trotz der harten Arbeit an diesem Vormittag und Mittag viel Spaß. Das meint auch Judith Nolte. Sie hat ihren vier Jahren alten Sohn Liam mitgebracht, der auch mit anpackt: „Das ist schön, dass man auch mal außerhalb des Jobs etwas miteinander macht.“ Uschi Justen kann sich gar nicht erinnern, wie oft sie bereits bei „Wir helfen“ dabei war: „Ich war schon in einem Kindergarten zum Streichen, im Arbeitslosenzentrum, oder auch in einer Notschlafstelle. Ich kann gar nicht mehr alle Hilfsprojekte nennen, ist aber auch egal, denn wichtig ist mir, dass ich anderen Menschen helfen kann und mit meinen Kolleginnen und Kollegen zusammen sein kann.“
Andreas Ewerhardy schätzt, dass das ehrenamtliche Volksbank-Projekt „Wir helfen“ allein in diesem Jahr 4 bis 5 Mal stattfinden wird. "Demnächst sind wir in Wegberg und auch unsere Auszubildenden planen einen Einsatz.“ Er freut sich, dass Sohn Luis mit Kraft die Schubkarre an ihm vorbei bugsiert.
Das Hilfsprojekt „Wir helfen“ wurde vor ein paar Jahren aus der Belegschaft heraus geboren, bei der Arbeit an einem Leitbild für die Genossenschaftsbank. Andreas Ewerhardy erinnert sich, „dass der Vorstand damals sofort begeistert war. Die Bank deckt die Sachkosten. Und es ist etwas sehr Schönes, dass sich immer wieder Kolleginnen und Kollegen finden, manche sind echte Wiederholungstäter, die tatsächlich ehrenamtlich, nämlich in ihrer Freizeit, anderen helfen wollen.“ Damit werde deutlich, „dass für uns der Genossenschaftsgedanke `Hilfe zur Selbsthilfe´ nicht an unserem Bankeingang schon wieder aufhört. Wir leben dieses Ideal auch in unserer Freizeit.“ Sie seien an diesem Samstag das erste Mal in Erkelenz: „Bewerben kann sich jeder Verein oder jede Sozialinitiative. Wenn´s passt, kommen wir gerne.“
„Die Brötchen heute morgen waren eine der schönsten Überraschungen in der Geschichte von `Wir helfen´.“