Von außen wirkt die Niederkrüchtener Tafel in der Poststraße eher unscheinbar. Ein Pfeil in orange weist auf den Hintereingang. Kaum geht die Tür auf, steht man mitten in einem geordneten Chaos aus Plastikboxen mit den unterschiedlichsten Lebensmitteln und Gemüsearten, dazwischen wuseln mehrere ehrenamtliche Helferinnen und Helfer, deutlich zu erkennen an ihren orangefarbenen Schürzen. Es riecht wie in einem Bauernladen.
Noch hat die wöchentliche Ausgabe an die rund 320 Kundinnen und Kunden, wie die Empfänger der Spenden genannt werden, nicht begonnen. Das gibt den Tafel-Helfern die Chance, einen Wagen zu bestücken, u.a. auch mit verpackten Weihnachtsbäumen und Lebensmitteln, die an die Menschen ausgeliefert werden, die den Weg zur Ausgabestelle mitten in Elmpt nicht mehr schaffen.
Adi Grys, Vorsitzender der Niederkrüchtener Tafel, nimmt sich gerne die Zeit, in seinem kleinen Büro Volker Klemm zu begrüßen, Vorstand der Volksbank Mönchengladbach eG, der einen Scheck über 2.500 Euro dabei hat. Der Banker ist sichtlich „beeindruckt von der Vielfalt der zur Verfügung stehenden Lebensmittel und der Freude, mit der hier gearbeitet wird. Das ist gelebte Hilfe zur Selbsthilfe, ganz nach dem genossenschaftlichen Prinzip unsere Bank: Einer für Alle, Alle für Einen.“
Die Volksbank Mönchengladbach eG übergibt in diesem Dezember insgesamt 15.000 Euro an die sechs Tafeln im Verbreitungsgebiet. Wir tun das, so Volker Klemm. „weil wir als regionale Bank unsere Verantwortung für die Region sehr ernst nehmen und für die Menschen immer da sein wollen, auch abseits unserer täglichen Arbeit als Geldinstitut. Wir schätzen das Ehrenamt und unterstützen es nach Kräften.“
Adi Grys freut sich über die Spende, „denn wir Tafeln haben es gerade nicht leicht, die Discounter können aus den unterschiedlichsten Gründen nicht mehr so viele Lebensmittel zur Verfügung stellen.“ Entsprechend haben er und seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter ein weitreichendes Netz geknüpft, in Form von WhatsApp-Gruppen. Volker Klemm freut sich über den nicht alltäglichen Blick hinter die Kulissen: „Ich finde es höchst interessant, dass die Niederkrüchtener bis nach Wuppertal, Herongen oder Moers fahren, um dort im Austausch mit eigenen Produkten, andere Dinge laden zu können, die hier vor Ort Mangelware sind.“ So bringen die Niederkrüchtener schon mal palettenweise Blumenkohl ins Bergische und kommen mit dringend benötigten Wurstwaren zurück. Die Wagen der Tafel sind die ganze Woche über unterwegs.
Klemm und Grys sind sich einig über die merkwürdigen Kapriolen, die heute mit der Produktion von Lebensmitteln verbunden sind. Der Vorstand der Volksbank schüttelt den Kopf, als er von dem langjährigen Vorsitzenden der Tafel erfährt, „dass uns auch schon mal 16 Paletten Tomaten angeboten werden, weil die mit ihrer gelblichen Sprenkelung nicht in die Versteigerung gehen können.“
Jetzt im Winter brechen die Lieferungen der umliegenden Bauern natürlich weg, so Grys, „aber wir kommen klar, obwohl es immer spannend ist, wo wir in der kommenden Woche hinfahren können.“ Der Pensionär schätzt, „dass wir im Jahr sicher mehr als 50 Tonnen Lebensmittel bewegen.“
Probleme bereitet Grys der Altersdurchschnitt seiner 35 Ehrenamtler: „Wir sind eine aussterbende Spezies.“ Volker Klemm kann ein wenig Mut machen: „Wenn Sie weitere Hilfe brauchen, greifen Sie zum Telefon und rufen uns an.“