Es ist kühl in den Lager- und Ausgaberäumen der Tafel Niederkrüchten e.V. Und doch strahlen die helfenden Menschen dort eine ganz besondere Wärme aus. Allen voran der Vorsitzende Adi Grys: „Ich wollte damals ursprünglich nur ein halbes Jahr lang helfen, und nun haben wir vor ein paar Tagen schon das Siebenjährige gefeiert.“
Der frühere Beamte ist pro Woche mehr als 30 Stunden für die Tafel unterwegs, das Handy sei nie ausgeschaltet: „Der Verwaltungs- und Logistikaufwand ist enorm. Aber ich habe ein starkes Team: 35 Leute - niemand meckert.“
Volker Klemm, Vorstand der Volksbank Mönchengladbach eG, kann das ehrenamtliche Engagement nachvollziehen, meint er anerkennend bei der Übergabe eines Schecks über 2.500 Euro: „Wo es Bedürftigkeit gibt, muss geholfen werden.“ Die Arbeit der Hilfsorganisation sei nicht hoch genug zu bewerten, „und wir helfen sehr gern, da wir uns den Menschen in der Region verpflichtet fühlen. Insgesamt schütten wir in diesem Jahr an alle Tafeln in unserem Geschäftsgebiet 15.000 Euro aus.“ Wir tun das, weil die Menschen in diesen Vereinen nach dem Grundsatz handeln, den auch wir als Genossenschaftsbank verfolgen: Hilfe zur Selbsthilfe.“
Waren es zu Anfang 2016 in der Woche 45 Personen, die in die Ausgabestelle auf der Poststraße kamen, sind es heute pro Woche etwa 350. Adi Grys hat ausgerechnet, dass so im Jahr um die 15.000 Personen gezählt werden: „Die Menschen nutzen eine Art Monatskarte, auf denen für sie individuell die Zeiten vermerkt sind, wann und zu welcher Uhrzeit wir in der Woche für sie da sind.“ So seien jeweils nur wenige Bedürftige gleichzeitig vor Ort, „die dann in Ruhe einkaufen können.“
Das Angebot der Tafel ist vielfältig. In den Regalen stapeln sich kartonweise Teebeutel, haltbare Milch, Saftpackungen, aber auch Schokoriegel. In den großen Kühlschränken warten zum Beispiel gerade kistenweise Tomaten auf die Kundschaft, ebenso wie die blitzblank gewienerten Ausgabetische. Auf dem Hof, direkt neben dem Eingang, stehen frisch gelieferte Paletten zum Beispiel mit Kaffeemilchpulver.
Den Ehrenamtlern stehen zwei Kühlfahrzeuge zur Verfügung, die dauernd unterwegs sind, so Grys: „Wir kooperieren mit den verschiedenen Tafeln in der Region, fahren unter anderem auch nach Wuppertal, Dormagen oder Roermond.“ Wer was braucht oder übrig hat, ist schnell geklärt und ausgetauscht. Der Senior schmunzelt: „Da kann es schon mal vorkommen, dass ich sonntags eine Tonne Spargel angeboten bekomme, die ich dann ins Auto packe und nach Wuppertal fahre, denn dort wird stets für 600 Menschen gekocht.“
Das Netzwerk der Niederkrüchtener Tafel aus spendenden Firmen und Helfern funktioniere perfekt, „aber man muss auch ständig dranbleiben.“ Eines macht dem umtriebigen Vorsitzenden der Tafel aber Sorgen: „2027 müssen wir aus unseren Räumen raus, und wir haben noch keine neue Bleibe. Das wird nicht einfach.“
Aber erst einmal kümmern sich Adi Grys und sein Team in den kommenden Tagen um die diesjährige Paket- und Päckchenaktion zu Weihnachten. Erste Spenden liegen schon in einer Ecke seines übervollen Büros bereit. Spielsachen für Kinder: „Wir gehen davon aus, dass wir um die 400 Päckchen zusammenbekommen werden.“
Zumindest in einem Punkt kann Volksbankvorstand Volker Klemm die Verantwortlichen der Niederkrüchtener Hilfsorganisation beruhigen: „Wir werden Sie auch weiterhin in Ihrer so unverzichtbar wichtigen ehrenamtlichen Arbeit unterstützen.“